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Zusammenfassung der Veranstaltung „Ankommen statt unterwegs sein“

Ankommen

Städtebauliche Strukturen beeinflussen maßgeblich die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen. Die Forschung zeigt: Kompakte, vielfältige und nutzungsgemischte Räume sind ein Schlüssel für mehr Freiheit in unserer individuellen Mobilitätsentscheidung. Darüber hinaus brauche es in Städten mehr Verweilmöglichkeiten. Abwechslungsreiche, möglichst barrierefreie Angebote machen das Quartier zum Ort für Begegnung und Austausch. Der Straßenraum wird damit zum Lebensraum. Bei acatech am Dienstag, das am 24. Januar in Kooperation mit der Evangelischen Stadtakademie live in München stattfand, diskutierten die Expertinnen und Experten am Beispiel München, wie eine integrierte Stadtplanung gelingen kann und was dies bedeutet.

Barbara Hepp, Evangelische Stadtakademie München, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die Gäste vor Ort und im Livestream. acatech Vizepräsident Thomas Weber veranschaulichte anhand der Bespiele München und Stuttgart, mit welchen Herausforderungen sich der Städtebau aktuell konfrontiert sieht. Eine nachhaltige Mobilität in Städten könne nur durch interdisziplinäre Ansätze, einen Wandel in der Mobilitätskultur und einem gesamtdeutschen Diskurs herbeigeführt werden, sagte Thomas Weber.

In seinem Impulsvortrag sprach sich acatech Mitglied Klaus J. Beckmann, Mobilitätsforscher und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens KJB.Kom, anschließend für erweiterte Mobilitätsoptionen und eine neue Mobilitätskultur aus. Ziel sei es, durch unterschiedliche Modi Wahlmöglichkeiten zu bieten und Stadträume zu schaffen, die vielfältig nutzbar sind für Kommunikation und Begegnungen ohne Vorgaben und Konsumzwang. Städtische Räume müssten als Orte der Begegnung gestaltet werden, um die Verweil- und Aufenthaltsqualität zu steigern.

Der Umgang mit Flächen habe zudem eine direkte Auswirkung auf das Klima und Nachhaltigkeit sei ein Aspekt der sozialen Gerechtigkeit, sagte Klaus J. Beckmann. Es müssten neue Denkweisen etabliert werden, Mobilität sei kein Mittel zum Zweck der Raumüberwindung, sondern die Möglichkeit zu gesellschaftlicher Teilhabe und Teilnahme. Dazu sei eine Integration von räumlicher und verkehrlicher Entwicklung notwendig. Für eine zielgerichtete Umsetzung sei es erforderlich, qualifiziertes Personal in ausreichender Anzahl aufzubauen, weiterzuentwickeln und langfristig strategisch zu binden, stellte der Verkehrsforscher fest.

Die nachfolgende Podiumsdiskussion moderierte Thomas Zeilinger, Beauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für Ethik im Dialog mit Technologie und Naturwissenschaft. Georg Dunkel, Leiter des Mobilitätsreferats der Landeshauptstadt München, stimmte seinem Vorredner Klaus J. Beckmann zu, dass lebendige Straßen stärker in den Fokus treten müssten. Nur mit Technik allein seien die Probleme nicht zu lösen. Es käme auch auf das Verhalten der Zivilbevölkerung an. Eine Änderung von Regelwerken könnte zu einer Verhaltensänderung beitragen. Luise Schnell, Stattbau München GmbH, ergänzte, sie wünsche sich von der Stadt eine bessere Verständigung, eine Erhöhung der Geschwindigkeit von Veränderung und mehr Pilotprojekte. Georg Dunkel wies auf Popup-Radwege als Zeichen für schnelle Konzepte hin. Es werde einen Durchbruch in der Stadt München geben, wie zum Beispiel eine Gesamtstrategie für Sharing und den Ausbau der Mobilitätspunkte in der Stadt. Leider sei die Attraktivität des Pkws weiterhin sehr hoch – bei weiterhin niedrigen Kosten. Um dies auszugleichen, müsse auch die Attraktivität von Pkw-Verzicht gefördert werden.

In der Diskussion mit dem Publikum wurde betont, dass viel für die Mobilitätskultur getan werden müsse – es gebe kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Dies gelte vor allem für gewachsene Stadtviertel, während in Neubaugebieten neue Konzepte bereits umgesetzt würden. Klaus J. Beckmann ergänzte, dass es bereits mehr Möglichkeiten gebe, als man glaube. Eine Möglichkeit sei etwa, die Stellplatzerfordernisse zu senken. Was häufig fehle sei ein politisches Gesamtkonzept auf allen Ebenen.

Im Abschlussstatement plädierte Luise Schnell dafür, einen Perspektivenwechsel zu wagen und sich zu fragen, wie es den Mitmenschen gehe. Klaus J. Beckmann regte einen verstärkten gesellschaftlichen Austausch an, um gegenseitig voneinander zu lernen. An die Ingenieure richtete er den Appell, keine kontraproduktiven Konzepte zu entwickeln. Georg Dunkel riet zu mehr Gelassenheit in der Gesellschaft. Eine Verhaltensänderung sei nicht von heute auf morgen möglich – entscheidend sei es, eine neue Mobilitätskultur an die Kinder weiterzugeben.

30.01.2023 München

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