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Bildung für die breite Bevölkerung. Wendige Themensetzung, junge Formate: Barbara Hepp schmiedet Ideen für die Stadtakademie München

Barbara Hepp, Leiterin der Evangelischen Stadtakademie München

Im März hat Barbara Hepp die Leitung der Evangelischen Stadtakademie München übernommen. Die Pfarrerin, zuletzt zehn Jahre Militärdekanin an der Bundeswehr-Universität Neubiberg und Mutter von zwei jugendlichen Söhnen, klinkt sich nun in alle Kooperationen und Netzwerke ein und plant neue Akzente. Ein Gespräch über Seelsorge, Schnittstellen und Bildungsanker.

Frau Hepp, Sie waren über zehn Jahre an der Bundeswehr-Uni tätig. Was waren Ihre Aufgaben?

Hepp: Ich habe ein geistliches Grundprogramm für die Studierenden gestaltet: Gottesdienste, Gesprächsabende, auch mal Ausflüge in die Berge. Dann gab es den »Lebenskundlichen Unterricht«, das sind ethische Fortbildungen, die auch für Vorgesetzte verpflichtend sind. Mein Schwerpunkt lag aber auf der Seelsorge. Die jungen Leute, meist zwischen 19 und 24 Jahre alt, schätzen es sehr, innerhalb des sehr eigenen Systems »Bundeswehr« mit seinen klaren Hierarchien und vielen Verpflichtungen einen Ansprechpartner zu haben, der dieses System kennt, aber von ihm unabhängig ist.

Welche Sorgen hatten sie auf dem Herzen?

Hepp: Wer an einer der beiden deutschen Bundeswehr-Unis – eine in Hamburg, eine hier – studiert, verpflichtet sich im Alter von etwa 18 Jahren für 13 Jahre Bund. Aber in diesem Alter verändert sich vieles, man muss also immer wieder die richtige Spur für sich finden. Hinzu kommt der enorme Druck an der Uni: Die Studierenden sollen in knapp vier Jahren das Studium mit dem Master abschließen – und parallel dazu ein militärisches Grundprogramm absolvieren. Fast alles spielt sich auf dem Campus ab. Mit den Kameradinnen und Kameraden, die zugleich Mitbewohner sind, möchte man aber vielleicht nicht alles besprechen. In den Seelsorge-Gesprächen geht es deshalb oft um sehr private Geschichten, die im System keinen Raum haben. Ich habe großen Respekt vor diesen jungen Menschen entwickelt, die sich oft tiefe Gedanken machen über Gesellschaft, Frieden und Demokratie – und was sie dazu beitragen können.

Wer sich für die Bundeswehr verpflichtet, erntet häufig schräge Blicke – genau wie Theologiestudenten mit dem Berufswunsch Pfarrer…

Hepp: Tatsächlich kenne ich dieses Gefühl von »du machst was Komisches« aus meiner eigenen Studienzeit. Nun hatte ich mich, nachdem ich erst Mathematik und dann Sonderpädagogik begonnen hatte, sehr bewusst für Theologie entschieden, deshalb hat mir das nicht so viel ausgemacht. Aber die Studierenden an der Bundeswehr-Uni brauchen ein dickes Fell. Wenn sie in Uniform durch die Stadt gehen, bekommen sie auch mal verletzende Kommentare. Trotzdem tragen es viele mit Fassung und geben geduldig immer wieder Auskunft darüber, was und warum sie es tun.

Sie waren zu Beginn Ihrer Berufslaufbahn Studienleiterin für Ethik in den Naturwissenschaften an der Evangelischen Akademie Berlin. Was hat sich in der Bildungsarbeit in den letzten 20 Jahren verändert?

Hepp: Man muss heute den Menschen als Ganzes im Blick haben. Viele haben immer weniger Zeit für außerschulische Bildung. Deshalb braucht es treffgenaue Angebote und Themen, an die die Menschen andocken können. Bildungsarbeit muss einen Anker setzen, der in der Persönlichkeit verfängt: Menschen interessiert das, was mit ihrer eigenen Herkunft und Zukunft verknüpft ist.

Warum haben Sie sich für die Leitung der Stadtakademie beworben?

Hepp: Ich habe eine Leidenschaft für die Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft. Schon als Studienleiterin an der Akademie Berlin und dann als Referentin des damaligen Landesbischofs Johannes Friedrich wollte ich Themen zwischen Kirche und Welt vermitteln. Bereichert durch die Erfahrung aus zehn Jahren Seelsorge für junge Menschen ist das die passende Fortsetzung für mich.

Das Programm der Stadtakademie läuft, es gibt viele Netzwerke und Formate: Was soll bleiben, was möchten Sie erneuern?

Hepp: Die Stadtakademie ist wendig, am Puls der Zeit und bietet kurze Formate. Das ist sehr zeitgemäß. Es gibt viele tragfähige Kooperationen, sei es mit den Referaten der Landeshauptstadt oder den Vertretern anderer Religionen – da werde ich mich erst mal einarbeiten. Grundsätzlich möchte ich die breite Bevölkerung ansprechen: Menschen verschiedener Herkunft und Altersstufen, nicht nur Bildungsbürger. Ich kann mir auch gut neue Formate wie eine Junge Akademie oder eine Kinderakademie vorstellen. Insgesamt möchte ich die Stadtakademie noch jünger, dynamischer, frecher präsentieren.

Interview: S. Schröder aus der Ausgabe Nr. 16 von Sonntagsblatt am 18.04.2021

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