Welche Zahlungsmöglichkeiten werden die Zukunft prägen? Wie ist es bei den einzelnen Lösungen um Sicherheit und Anonymität bestellt? Welche sind besonders effizient und verbraucherfreundlich? Diese Fragen waren Ausgangspunkt für eine Diskussion am 8. Juli 2025 bei „acatech am Dienstag“, die Barbara Hepp von der Evangelischen Stadtakademie München moderierte.
Transaktionen mit Bargeld haben für viele noch immer einen gewissen Charme: Sie sind einfach, anonym und schnell erledigt. In Deutschland machen Barzahlungen nach Angaben der Deutschen Bundesbank noch immer etwa 51 Prozent aller Transaktionen aus. In Zeiten von Krisen und Inflation nimmt der Bargeldgebrauch sogar weltweit zu.
Vom Bargeld zur Karte – und dann?
So verwundert es auch nicht, dass sich die weit überwiegende Zahl der Deutschen wünscht, im Geschäft weiterhin bar bezahlen zu können: Das berichtete Sascha Straub (Referat Finanzdienstleistungen, Marktbeobachtung und Statistik, Verbraucherzentrale Bayern e.V.). Jüngere Leute hingegen bevorzugen zunehmend bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten wie Smartphone-App oder Kartenzahlung. Hinsichtlich der Vielfalt von angebotenen Zahlungsweisen stellt sich für den Handel zunehmend die Frage, ab wann die Mehrkosten der Barzahlung zu einer Belastung werden.
Von Kartenzahlungen profitieren vor allem US-amerikanische Zahlungsdienstleister – und das wiederum werde zunehmend als ernsthaftes Sicherheitsrisiko für den europäischen Zahlungsverkehrsraum gesehen, so Sascha Straub. Er plädierte für europäische Bezahllösungen.
Vielfältig, aber abhängig
Bargeld, kontaktloses Bezahlen, digitaler Euro, Kryptowährungen – Peter Bofinger (Seniorprofessur für VWL, Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen, Universität Würzburg) stellte fest, dass es noch nie so viele Möglichkeiten gab, Geld auszugeben wie heute. Jedoch fehle eine europaweite Zahlungsplattform, die unabhängig von den USA oder anderen externen Akteuren ist.
Braucht es eine neue digitale Währung?
Die Europäische Zentralbank arbeitet an einer neuen Währung, dem digitalen Euro. Ob dies ein guter Weg sei, eine pan-europäische Zahlungsinfrastruktur aufzubauen, daran zweifelt Peter Bofinger allerdings. Der Mehraufwand überwiege einen klaren Nutzen für Verbraucher im Vergleich zu bestehenden Systemen, sagte er. Vielversprechender sei es, Lösungen aus anderen Ländern wie Indien, Brasilien oder der Schweiz zu übernehmen, die Datenschutz, Sicherheit und Souveränität böten.
Digitaler Euro: auch offline und anonym möglich
Der digitale Euro biete als neues gesetzliches Zahlungsmittel die gleichen Vorteile wie Bargeld, so Raoul-Thomas Herborg (Managing Director Central Bank Digital Currency, Giesecke+Devrient GmbH). Er wäre eine echte Erleichterung im Alltag – ein im gesamten Euroraum allgemein akzeptiertes digitales Zahlungsmittel, nutzbar in Geschäften, online und zwischen Privatpersonen, risikofrei, kostenlos und nutzerfreundlich, und er erfordert keine vertraglichen Bindungen an private (vor allem nordamerikanische) Zahlungsdienstleister. Ein Kartenlesegerät muss bei einem Bezahlvorgang nicht zwingend über eine Internetverbindung verfügen, das Geld lässt sich auch lokal offline übertragen – selbst auf einer Berghütte. Möglich machen das Standards wie Bluetooth oder NFC. Und auch anonyme Varianten des Bezahlens mit dieser Währung seien denkbar, zum Beispiel mit einer „Bezahlkarte“, die man mit Bargeld erworben hat. Der digitale Euro als elektronische Form von Bargeld für die digitalisierte Welt könnte nach Meinung Raoul-Thomas Herborgs als mögliches Leuchtturmprojekt für Europa stehen, das für mehr Souveränität und Resilienz sorgt.
München, 16.01.2025
Autor & Bildnachweis: acatech